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Predigt zum Pfingstfest im Bamberger Dom:Erzbischof Gössl: „Mehr Gottesfurcht statt religiöser Gleichgültigkeit“

Erzbischof Gössl predigt im Bamberger Dom
Datum:
Veröffentlicht: 8.6.25
Von:
hal

Bamberg. Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat am Pfingstfest zur Wiederentdeckung der Gottesfurcht aufgerufen. Dies sei nicht im Sinne von Angst zu verstehen, sondern als Haltung tiefster Ehrfurcht und Demut vor der Liebe und Größe Gottes, so Gössl in seiner Predigt im Bamberger Dom.

Ausgehend vom Märchen „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ betonte Gössl, dass echte Gottesfurcht nicht ein Zeichen von Schwäche sei, sondern eine geistliche Stärke, die in der Erfahrung von Liebe wurzelt. „Je tiefer und unverdienter die Liebe ist, die ich erfahre, umso mehr Ehrfurcht empfinde ich“, so der Erzbischof.

Gössl äußerte sich besorgt über eine zunehmende religiöse Gleichgültigkeit in der Gesellschaft. Dadurch seien die Menschen nicht freier, sondern oft orientierungsloser geworden. „Wer die Ehrfurcht vor Gott verliert, der fürchtet sich bald vor allem und jedem – gerät in eine Gewaltspirale und läuft Gefahr, falschen Führerinnen und Führern auf den Leim zu gehen“, warnte er.

Die Gottesfurcht, eine der sieben Gaben des Heiligen Geistes, werde heute oft vergessen oder missverstanden. Doch gerade sie sei entscheidend, um die Liebe Gottes tiefer zu begreifen und daraus Kraft für ein respektvolles, verantwortliches Leben zu finden – gegenüber Mitmenschen, Leben und Schöpfung.

Erzbischof Gössl rief die Gläubigen dazu auf, sich neu auf den Sendungsauftrag Jesu zu besinnen: „Wir sind gesandt, den Menschen die Ehrfurcht vor Gott zu vermitteln – indem wir ihnen deutlich machen, wie sehr Gott sie liebt. Wenn die Menschen heute etwas dringend brauchen, dann die Botschaft: Ich bin unendlich geliebt.“