Erzbischof Gössl: „Ohne Verzicht wird die Erde weniger lebenswert“
Erster Schöpfungstag des Erzbistums in Coburg
Coburg. Erzbischof Herwig Gössl hat zu Dankbarkeit und Bescheidenheit aufgerufen. „Wenn es uns nicht gelingt, möglichst rasch den Weg größerer Bescheidenheit einzuschlagen, werden wir alle miteinander weder ökologisch noch ökonomisch noch politisch eine echte Zukunft haben“, sagte Gössl am Samstag beim ersten Schöpfungstag des Erzbistums Bamberg in Coburg. Ohne die Bereitschaft zu Verzicht werde die soziale Ungerechtigkeit immer weiter wachsen und die Erde immer weniger lebenswert, so der Erzbischof.
„Es gibt genügend Lebensmittel für alle Menschen, aber es gibt eben nicht genug, um sie in einigen wenigen reichen Ländern massenhaft zu verschwenden oder zu vernichten“, betonte Gössl. Es sei aber auch nicht nötig, den Wohlstand um jeden Preis zu erhalten, weil er die Menschen nicht glücklicher mache, sondern eher überdrüssiger und unzufriedener. Das wahre Glück wachse aus einer Haltung der Bescheidenheit und der Dankbarkeit. „Es ist genug für alle da“, so Gössl. „Entscheidend ist nur, dass wir lernen, loszulassen und zu teilen beziehungsweise ungerechte Strukturen zu erkennen und zu vermeiden.“
Erzbischof Gössl wies auch auf die Enzyklika „Laudato si“ hin, in der Papst Franziskus vor fast zehn Jahren den Zusammenhang von ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit betont habe. Es sei unmöglich, so Gössl, die wirtschaftlichen Fragen zu übergehen und sich nur dem Klimaschutz zu widmen. Eine Lösung könne nur gemeinsam erreicht werden. Der Glaube an Gott sei eine gute Basis für einen nachhaltigen Weg in die Zukunft: „Der Glaube hilft uns, den Blick zu konzentrieren auf das, was wir und unsere Mitmenschen wirklich brauchen“. Mit dem Vertrauen auf Gott sei ein Leben in Einfachheit, Bescheidenheit und Nachhaltigkeit möglich, ein Leben das wirklich glücklich mache.
Der Schöpfungstag fand in der Gemeinde St. Marien in Coburg unter dem Motto „Nachhaltige Ernährung – Gut für Mensch und Schöpfung“ statt. Der Schwerpunkt war angelehnt an das von Erzbischof Gössl ausgegebene Jahresmotto „End-lich leben“. Eingeladen waren unter anderen Professor Hubert Weiger vom Bund Naturschutz, Professor Martin Schneider von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sowie der Grünen-Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner. Am Nachmittag fanden mehrere Workshoprunden zu verschiedenen Einzelthemen (z.B. Permakultur, Spiritualität des Essens oder Landwirtschaft heute) statt. Den Abschluss des Tages bildete eine Vesper mit Erzbischof Gössl.
Der Aktionstag fand in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung sowie dem Forum 1.5 Bamberg-Coburg und dem Ernährungsrat Oberfranken statt.