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Erzbischof Gössl versteht Fronleichnamsfest als Ermutigung zu Mitmenschlichkeit und Vertrauen:„Gebt von dem, was ihr seid!“

Fronleichnamsgottesdienst und -prozession am 19. Juni 2025 in Bamberg.
Datum:
Veröffentlicht: 19.6.25
Von:
ds

Bamberg. Bei den Feierlichkeiten zu Fronleichnam hat der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl die Gläubigen zu echter Mitmenschlichkeit und gelebter Gemeinschaft aufgerufen. Angesichts der Krisen und Kriege unserer Zeit erinnerte er in seiner Predigt im Bamberger Dom daran, dass Jesus sich selbst mitten in die Not der Menschen gestellt habe, „und dass er uns auffordert, es ihm gleichzutun“. Gerade vor diesem Hintergrund sei das Fronleichnamsfest ein Auftrag, dem Unfrieden auf der Welt nicht mit Rückzug und Resignation zu begegnen, sondern mit einer aus dem Glauben heraus gestärkten Nächstenliebe.

„Wir sehen in den Nachrichten beinahe täglich Bilder von Verzweiflung, Wut und Hass“, sagte der Erzbischof. Es seien friedlose und trostlose Bilder, die die Sehnsucht nach Verständigung unter den Konfliktparteien, nach Beruhigung der erhitzten Gemüter, wachsen ließen.

Wichtigste Voraussetzung für eine Annäherung und für Frieden sei es, „dass man einander in die Augen schaut und wahrnimmt, was den anderen bewegt“, so Gössl. Es sei wichtig, dass man sich als einzelner Mensch nicht einer anonymen Masse gegenübersehe, sondern dass man sich als Teil einer Gemeinschaft verstehen könne, „in der man sich gegenseitig mit seinen Erwartungen, Hoffnungen und Ängsten erkennt“.

Um das zu gewährleisten solle jede und jeder Jesu Vorbild folgen und sich selbst in die Not seines Nächsten hineinbegeben: „Gebt von dem, was ihr seid! Gebt euch selbst hinein in diese Notlage!“ Auf diese Weise entstünden kleine Zellen gelebter Nähe und gegenseitiger Achtung, „in denen man sich gegenseitig im Blick hat“, und mit denen man letztlich zum Gelingen der großen Gemeinschaft beitragen könne, so der Bamberger Oberhirte.

Jesus Christus habe es uns vorgelebt, indem er sich nicht abgewendet, sondern sich selbst hineingegeben habe in die Lebensrealität der Menschen, „mit all ihren Ansprüchen, Erwartungen, Verletzungen und mit all ihren Neigungen zu Gewalt.“ Die Fronleichnamsprozession sei Ausdruck und Fortführung dieser Hingabe: „Wir ehren den Leib unseres Herrn und tragen ihn dorthin, wo die Menschen feiern und sich freuen, wo sie lernen, studieren und arbeiten, aber auch wo so manche leiden – körperlich oder seelisch – und am Verzweifeln sind.“

Dabei gehe es um mehr als symbolisches Handeln. Das Fronleichnamsfest verdeutliche, dass der Herr selbst durch die Eucharistie in unserem Leben einen Anker der Hoffnung geworfen habe, sagte der Erzbischof: „Er hat sich in unserem Leben festgemacht, damit wir bei all dem Traurigen und Schrecklichen, das uns umgibt, nicht verzweifeln, sondern mutig und von innen gestärkt immer wieder aufbrechen und in die Zukunft gehen.“ Der Glauben gebe uns Kraft – nicht, weil er uns eine Idylle vorgaukle, sondern weil er „lebenstauglich“ und „lebensnah“ sei, so Gössl.

An Fronleichnam feiert die katholische Kirche seit dem 13. Jahrhundert die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie.

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