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„Nie wieder Antisemitismus, nie wieder Rassismus, nie wieder Gewalt“

Datum:
Veröffentlicht: 4.2.24
Von:
Elke Pilkenroth

Weihbischof Herwig Gössl mit eindringlicher Botschaft beim ersten Gottesdienst in der sanierten Frauenkirche

Nürnberg. Eine prachtvolle Kulisse bietet sich den Besuchern bei der so genannten Wiederinbesitznahme der Frauenkirche. Die Kirche erstrahlt innen im neuen, hellen Glanz. Der festliche, musikalisch umrahmte Gottesdienst Anfang Februar (3. Februar 2024) war sehr gut besucht. Alle Sitzplätze waren belegt, viele Menschen mussten stehen; heute ein oft seltener Anblick. Der ernannte Erzbischof von Bamberg, Diözesanadministrator Weihbischof Herwig Gössl, freut sich über das große Interesse der Bevölkerung an ihrer Frauenkirche. Trotz sinkender Gottesdienstbesucherzahlen sei es wichtig, dass möglichst viele Kirchen erhalten blieben. „Sie sind Orte, die einen Hinweis geben auf das Heil und die Geborgenheit, die wir nur in Gott finden können.“ Kirchen seien Räume, die Menschen einladen würden zum Einkehren, zum stillen Gebet, zum Ausruhen an einem heißen Tag, zu einem Moment der Ruhe mitten aus dem Gewimmel des Alltags, vor allem in der Stadt. „Unsere Kirchen sind Orte, an denen auch heute Menschen Zuflucht suchen, wenn sie von einer Katastrophe heimgesucht wurden und nicht mehr wissen wohin. Unsere Kirchen sind Hinweiszeichen darauf, dass diese Welt und alles, was sie uns bieten kann, nicht genug sind für unseren tiefen Wunsch nach Leben und Heil in Fülle.“

Kirchen als Erinnerungsorte und Mahnmal

Weihbischof Gössl erinnert auch an den grausamen Teil der Geschichte. „Diese Kirche ist entstanden, als im 14. Jahrhundert unter kaiserlicher Duldung die Bürger dieser Stadt das hier gelegene Judenviertel zerstörten, um den Marktplatz einzurichten. Sie töteten über 500 Menschen jüdischen Glaubens grausam und sie errichteten an dieser Stelle der ehemaligen Synagoge diese Marienkirche.“ Niemand könne Geschichte ungeschehen machen und wir müssten immer versuchen, aus dieser Geschichte zu lernen. Gössl eindringlich: „So ist dieses Gotteshaus auch ein Mahnmal, das uns zuruft: Nie wieder dürfen Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Lebensgewohnheiten Ablehnung, Hass und Gewalt erfahren. Nie wieder Antisemitismus, nie wieder Rassismus, nie wieder Gewalt.“

Kirchen als Orte für Gebete

Ein Gotteshaus sei der Platz für die Feier der Liturgie und für ganz persönliche Gebete, so sieht der künftige Erzbischof von Bamberg die Notwendigkeit von Kirchen für die Menschen. Kirchen seien Orte, die uns über uns selbst hinauswiesen, über unsere zeitlichen und räumlichen Begrenztheiten, auch über unsere Schuld und unser Versagen. „Wir brauchen Orten, die uns in Berührung bringen mit dem Heil, das von Gott kommt, und die uns eine Ahnung von Ewigkeit vermitteln.“ Es müsse Orte geben, die uns erfahren ließen, dass wir unendlich geliebt seien, auch über den Tod hinaus. „Denn nur diese Erfahrung von Heil wird unsere Sehnsucht nach Leben, Glück und Erfüllung stillen können und wird uns Zufriedenheit schenken.“

Musikalischer Festgottesdienst

Der Festgottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Chor der Frauenkirche unter Leitung von Frank Dillmann und Andreas König an der Klais-Orgel. Die 2019 komponierte „Missa brevis“ des Düsseldorfer Komponisten Klaus Wallrath und der Psalm 98 „Cantate Domino“ in der Vertonung von Théodore Dubois bildeten dabei den musikalischen Schwerpunkt.