Bamberger Dom:Predigt zum Osterfest am 20. April 2025
(Lesejahr C )
Oft sind Werbeslogans gut. In aller Kürze und manchmal mit hintergründigem Humor bringen sie eine Sache auf den Punkt, rücken sie ein Produkt, eine Firma oder was auch immer in den Mittelpunkt des Interesses. Manchmal bringen Werbeslogans zum Nachdenken, manchmal regen sie auch auf.
Vor Kurzem fuhr ich an einer großen Plakatwand vorbei, auf der stand: Ostern wird zum Sparfest. Eine Lebensmittelkette machte mit diesem Slogan auf sich aufmerksam. Und ich dachte im ersten Moment, ganz spontan: So ein Schmarrn! Ich denke das heute auch noch, aber zugleich gab mir dieser Satz auch einen Anstoß zum Nachdenken: Was an diesem Slogan kommt wohl bei den Menschen gut an? - so fragte ich mich. Und vermutlich ist es das Sparen.
Natürlich gibt es Menschen in unserem Land, und es werden leider immer mehr, die müssen sehr genau aufs Geld schauen; für die ist Sparen Pflicht, und die müssen, auch und gerade wenn es darum geht, ein Fest zu feiern, schauen, was sie sich wirklich leisten können.
Aber ich tue sicher niemand unrecht, wenn ich vermute, dass Lebensmittelketten keine Sozialunternehmen sind, die ihre Werbung vor allem auf die Ärmeren und Bedürftigeren in unserem Land ausrichten. Sparen wollen ganz viele, auch Menschen mit großem Einkommen. Sparen bedeutet auch, möglichst viel Erfolg mit möglichst geringem Aufwand erzielen, ein Schnäppchen machen, sich manches ersparen und trotzdem Gewinn erzielen. Damit können doch fast alle etwas anfangen, und wie groß, ja geradezu diebisch, ist die Freude, wenn es gelungen ist, so und so viel Prozent Nachlass beim Einkauf zu erzielen.
Was aber bedeutet das im Blick auf das Osterfest, das wir heute feiern? Kann Ostern inhaltlich zum Sparfest werden oder - noch spitzer gefragt - feiern nicht die meisten Menschen in unserem Land schon längst eine Sparvariante dieses wichtigsten Festes der Christenheit? Ist das Ostern der Sitzhasen und der Schokoeier nicht zu einer Farce verkommen - wobei ich überhaupt nichts gegen Schokoeier habe, solange der Inhalt von Ostern nicht darauf reduziert wird. Was erspart man sich alles mit dieser Oster-Sparvariante?
Zunächst einmal erspart man sich den Blick auf Jesus, den Christus, den Auferstandenen, der die Wundmale der Kreuzigung trägt. Man erspart sich die Zumutung der Botschaft, dass Gott sich selbst nichts erspart hat in seiner grenzenlosen Liebe zu den Menschen. Und man erspart sich die wichtige Frage, was denn die Auferstehung Jesu mit mir und meinem Leben zu tun hat, wozu sie mich ermutigt, aber was sie mir auch zumutet an persönlichen Weichenstellungen und Haltungen im Umgang mit anderen Menschen. Die österliche Botschaft von der Auferstehung des Herrn macht einen weiten Horizont der Hoffnung auf, der mich herausreißt aus der Lethargie einer großen Unsicherheit, wie es denn weitergeht mit dieser Welt und dieser Menschheit und mit dieser Kirche. Die Hoffnung, die von Ostern ausgeht treibt an zu Taten, die anderen Menschen Hoffnung schenken: denen, die die Verzweiflung zur Flucht aus ihrer Heimat treibt; allen, die krank sind und die nicht mehr mit den Hochleistungsansprüchen unserer Gesellschaft mithalten können; den Menschen, die im Rausch von Drogen und von anderen Abhängigkeiten gefangen sind.
Viele sehnen sich nach Hoffnung in unseren Zeiten, in denen so viele Sicherheiten zerbrechen und diffuse Ängste sich verbreiten. Mit einem Sparfest Ostern kommen wir dagegen nicht an, mit einem Ostern, das sich vor allem den Kern seines Inhalts erspart.
In der Auferstehung Jesu hat Gott ein für allemal klargemacht, dass er der Gott des Lebens ist, der für das Leben der Menschen Partei ergreift - angefangen bei der Zeugung bis hin zum natürlichen Tod. Das Leben der Menschen ist Gott die Hingabe seines Sohnes wert. Wann immer die Apostel nach dem ersten Osterfest die Auferstehung des Herrn verkünden, sparen sie das Kreuz und Leid nicht aus. Ostern ist nicht billiger zu haben. Es ist die Liebe Gottes, die darin zum Vorschein kommt, eine Liebe, die bereit ist, bis zum Äußersten zu gehen, denn eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben gibt für seine Freunde. Wo diese Osterbotschaft Menschen erreicht, wo sie ihre Herzen erreicht, dort kann die Hoffnung wachsen und dort setzt sie Menschen auch in Bewegung, Menschen, die dann ebenfalls nicht versuchen, möglichst billig durchzukommen, sondern bereit sind, ihr Leben einzusetzen für die anderen und für eine gute Zukunft von uns allen.
Ostern ist kein Sparfest, sondern es ist ein Fest überfließender Hingabe und Liebe, ein Fest überschwänglicher Freude, weil das Leben gesiegt hat. Die Botschaft von Ostern vermittelt uns einen Reichtum, der geteilt werden will. Möge die österliche Freude unsere Herzen erfüllen und uns sowie der ganzen verunsicherten Welt Zuversicht und Hoffnung vermitteln.