Bamberger Dom :Predigt zum Pontifikalgottesdienst für den neuen Papst Leo XIV.
Ich habe die Bekanntgabe des Namens unseres neuen Papstes im Auto über die Live-Übertragung auf dem Handy auf der Rückfahrt von einem Gottesdienst verfolgt. Und obwohl ich bislang Kardinal Prevost noch nicht begegnet war und ihn auch nicht näher kannte, war ich von einem unbeschreiblichen Glücksgefühl erfüllt und zwar sowohl als die Person bekannt gegeben wurde, als auch bei der Nennung des von ihm gewählten Papstnamens Leo XIV. Ich kann mir dieses Empfinden bis heute nicht erklären, denn zu diesem Zeitpunkt war der neue Papst noch nicht auf den Balkon getreten und daher noch nicht sichtbar. Als er dann selber zu sehen war und die ersten Worte sprach, wurde dieses erste Empfinden durch seine ruhige und sympathische Art bestätigt: Habemus Papam. Wir haben einen Papst.
Liebe Schwestern und Brüder,
vielleicht haben manche von Ihnen mit ähnlichen Gedanken und Empfindungen die Geschehnisse aus Rom verfolgt. Für mich wurde bei diesem Ereignis noch einmal deutlicher, was die Kirche ist: Eine weltweite Gemeinschaft glaubender Menschen, die von Jesus Christus, dem auferstandenen Herrn, durch die Kraft des Heiligen Geistes geleitet und geführt wird. Als Papst Leo XIV. auf die Loggia der Peterskirche trat, da war er nicht mehr der US-Amerikaner, der jahrelang als Bischof in Peru und zuletzt in der Römischen Kurie tätig war, sondern er war der Papst der ganzen weltumspannenden Kirche / der Papst aller, der mit den Flaggen der unterschiedlichsten Länder auf dem Petersplatz frenetisch begrüßt und gefeiert wurde. Habemus Papam.
Es ist der Herr, der Auferstandene, der in solchen Momenten der Geschichte erfahrbar wird, und genau das macht die besondere Kostbarkeit dieser Erfahrungen aus. Es geht nicht darum, dass aufgrund politischer Überlegungen ein bestimmter Proporz aus Ländern und Kontinenten in der Abfolge der Päpste gesucht wird, sondern dass der Herr Jesus Christus sich denjenigen zum Nachfolger des Apostels Paulus aussucht und ihn sendet, der am geeignetsten für dieses Amt in genau dieser Zeit erscheint: mit seinen Stärken ebenso wie mit seinen Schwächen und Grenzen.
Ebenso wie damals zu Petrus, sagt der Herr heute zu Leo: Weide meine Lämmer! Es ist also nicht die Expertise eines Menschen, auf die sich die Kirche stützt und verlässt, sondern es ist die feste Überzeugung, dass der Herr lebt und die Seinen begleitet, auch in der jetzigen Phase der Geschichte. Wir können uns im Glauben darauf verlassen, dass der Herr uns heute denjenigen sendet, den es heute braucht, um die vielfältigen Aufgaben der Kirche in der Welt heute anzugehen.
Was diese Welt heute besonders dringend braucht, das ist der Friede: Friede zwischen Russland und der Ukraine / zwischen Israel und Palästina / zwischen Ländern und Volksgruppen an so vielen Orten auf dieser Welt; aber auch: Friede zwischen Menschen und Natur / Generationen / Arm und Reich.
Mit seinem ersten Wort als Papst hat sich Leo XIV. die Friedensbotschaft und die Sorge um den Frieden auf die Fahnen geschrieben. Er hat erste Initiativen ergriffen, um auf diplomatischem Weg Friedenslösungen anzubahnen. Das ist wichtig. Aber die Kirche ist eben nicht nur ein weiterer Staat, der auf dem diplomatischen Parkett unterwegs ist, sondern sie bezieht ihren Friedensimpuls von einem anderen: Nämlich von dem, der nach seinem furchtbaren Leiden und Sterben in die Mitte seiner Jünger tritt als der Auferstandene, und der diesen Jüngern, die ihn kurz zuvor verlassen, verraten und verkauft hatten, als Allererstes sagt: Friede sei mit Euch! „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“
Diese Worte aus dem heutigen Evangelium umschreiben die besondere Art des Friedens, den der Herr den Seinen hinterlässt. Er ist anders als der Friede, den diese Welt zustande bringt und der immer wieder brüchig und gefährdet ist. Es ist ein Friede, der durch das Kreuz gegangen und in der Ewigkeit Gottes verankert ist.
Mit diesem Frieden im Herzen können wir alle als Friedensboten wirken, auch wenn wir als Kirche immer wieder – von innen und von außen – angefochten, missverstanden und drangsaliert werden, so wie das die Lesung aus der Apostelgeschichte beschrieben hat.
Darum ist der wichtigste Kern unserer Verkündigung nicht irgendein politisches Programm, sondern die Auferstehung des Herrn und das neue Leben, in das er uns stellt.
Der Friede sei mit euch! Mit diesem Gruß des auferstandenen Herrn trat Papst Leo XIV. sein Amt an. Aus der Nähe Christi wächst der Friede, den unsere ganze Welt / wir alle so dringend brauchen. Bei allem, was uns heute bedrängt und mit Sorgen erfüllt, wollen wir uns aus dem heutigen Evangelium vom Herrn zusprechen lassen: Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht! Denn in Verbindung mit Christus ist unser Leben immer und überall geborgen. Er selbst ist unser Friede.