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Herwig Gössl will das Bischofsamt in den Dienst der Einheit stellen und blickt zuversichtlich in die Zukunft:Neuer Erzbischof von Bamberg feierlich ins Amt eingeführt

Erzbischof em. Dr. Ludwig Schick bei der Übergabe des Bischofsstabs an seinen Nachfolger Erzbischof Herwig Gössl
Datum:
Veröffentlicht: 2.3.24
Von:
hal

Bamberg. Mit einem festlichen Gottesdienst ist der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl in sein Amt eingeführt worden. Der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic übergab am Samstag im Dom dem Domkapitel die Ernennungsurkunde des Papstes, und der emeritierte Erzbischof Ludwig Schick überreichte den Bischofsstab. Danach nahm der neue Oberhirte auf der Kathedra, dem Bischofsstuhl, Platz. Seit diesem Moment der „Besitzergreifung“ ist er der 76. Bischof und der 14. Erzbischof von Bamberg.

Damit endete nach 16 Monaten und einem Tag die Zeit der Sedisvakanz, die mit dem vorzeitigen Amtsverzicht von Erzbischof Schick am 1. November 2022 begonnen hatte und in der Gössl das Erzbistum bereits als Diözesanadministrator leitete. Zahlreiche Bischöfe, unter ihnen der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Fuldaer Bischof Michael Gerber, nahmen an dem knapp zweistündigen Gottesdienst teil. Zu den Besucherinnen und Besuchern im Dom zählten auch Ministerpräsident Markus Söder, der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sowie zahlreiche weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Landes- und Kommunalpolitik. Der Gottesdienst wurde live im BR Fernsehen übertragen.

Herwig Gössl kündigte in seiner ersten Predigt als Erzbischof an, sich in den Dienst der Einheit zu stellen: „Wachsende Gemeinschaft mit Gott und von daher auch wachsende Gemeinschaft der Menschen untereinander – darin erkenne ich den Auftrag des Bischofs zu allen Zeiten, auch heute.“ Das bedeute, Menschen in der Ortskirche im Blick zu behalten, auch jene, die sich schon von Kirche abgewandt oder auch noch nie dazugehört hätten. „Der Dienst an der Einheit umfasst alle Menschen guten Willens“, so Gössl. Er wolle auch die Einheit suchen und bewahren mit den Bischöfen der weltweiten Kirche und natürlich mit dem Papst als dem Haupt des Bischofskollegiums. Der Dienst an der Einheit bedeute auch, die weltweite Ökumene zu fördern.

Mit Blick auf die Lage der Kirche zeigte Erzbischof Gössl sich zuversichtlich: „Manche sagen heute, Kirche sei am Kipppunkt, und meinen damit, bald gehe das Schiff unter. Ich aber bin fest überzeugt: Der Herr ist an Bord, und wenn wir uns auf ihn hin orientieren, dann bekommen wir neuen Mut, selbst wenn es um uns herum stürmisch zugeht.“

Als erste Personalentscheidung gab der neue Erzbischof bekannt, dass Prälat Georg Kestel wieder Generalvikar wird. Domdekan Hubert Schiepek wurde im Amt des Offizials, dem Leiter des Diözesangerichts, bestätigt. Ebenso wurde der gewählte Priesterrat mit seinem Moderator Pfarrer Stefan Alexander wieder eingesetzt.

Herwig Gössl wurde am 22. Februar 1967 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1986 trat er ins Bamberger Priesterseminar ein und wurde 1993 von Erzbischof Elmar Maria Kredel zum Priester geweiht. Nach vier Jahren als Kaplan in Bayreuth, St. Hedwig, wurde er im September 1997 zunächst zum Pfarradministrator und schließlich zum Pfarrer der Pfarreien Hannberg und Weisendorf im Dekanat Erlangen ernannt. 2007 berief ihn Erzbischof Schick zum Subregens im Bamberger Priesterseminar; ein Jahr später wurde er als Subregens im Würzburger Priesterseminar bestätigt. Seither wirkte er als Bindeglied zwischen den beiden Diözesen, die in der Priesterausbildung eng zusammenarbeiteten. Gleichzeitig war Gössl für die Berufseinführung der Kapläne im Erzbistum Bamberg zuständig. Am 24. Januar 2014 ernannte Papst Franziskus Gössl zum Weihbischof in Bamberg. Er wurde auch Bischofsvikar für die Caritas und Dompropst. Später übernahm er die Leitung des Seelsorgeamtes. Am 9. Dezember 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum 76. Bischof und 14. Erzbischof von Bamberg.

Hintergrund: Übersetzter Wortlaut der Ernennungsurkunde

FRANZISKUS, BISCHOF und Diener der Diener Gottes, entbietet dem Verehrten Bruder HERWIG GÖSSL, bisher Titularbischof von Balecium und Weihbischof in Bamberg sowie Administrator dieses Bistums, nun auserwählt zum Erzbischof und Metropoliten von Bamberg, Gruß und Segen.

Die Bürde, die den Bischöfen auferlegt ist, wiegt zwar schwerer als die der einfachen Christgläubigen; doch wenn sie gut getragen wird, verschafft sie auch größere Ehre, zieht freilich bei unzuverlässiger Ausübung auch eine ganz harte Strafe nach sich – so hat es der hl. Augustinus ausgedrückt (Sermo 339,1). Unter dem Eindruck solch gewichtiger Äußerungen machen Wir Uns ständig Gedanken über die Verantwortung, Unsere eigene und die Unserer Brüder im Episkopat, die wir wie ein vom Herrn auferlegtes Joch täglich tragen, wenn wir beflissen und treu unsere Aufgaben zur größeren Ehre Gottes und zum Nutzen seines heiligen Volkes erfüllen.

Daher richten Wir Unsere Aufmerksamkeit auf die Kirche von Bamberg, die aufgrund des Amtsverzichts ihres letzten Oberhirten, unseres Verehrten Bruders Ludwig Schick, derzeit kein Oberhaupt hat und in kindlicher Liebe einen neuen Hirten erwartet. Deshalb haben Wir jetzt aus väterlichem Herzen heraus dich in Unseren Blick genommen, Verehrter Bruder, der du ja schon in dieser Erzdiözese bischöfliche Aufgaben mit großer Sorgfalt, Klugheit und tiefer Kenntnis der christlichen Lehre ausübst. Aufgrund dieser Überlegungen wollen Wir dir dieses bedeutsame Amt anvertrauen.

Nach Anhörung des Dikasteriums für die Bischöfe und in Ausübung Unserer Apostolischen Vollmacht ernennen und bestellen Wir dich, unter Entpflichtung von deiner Bindung an den früheren Bischofssitz und von den oben genannten Aufgaben, in Übereinstimmung mit den rechtlichen Normen, zum Erzbischof und Metropoliten von BAMBERG, mit allen Rechten und Pflichten, die mit diesem Amt verbunden sind.

Wir bitten dich, die Gläubigen deiner Erzdiözese, Klerus und Volk, von dieser Unserer Entscheidung in Kenntnis zu setzen, damit sie dir in liebevoller Ergebenheit ihren Gehorsam und ihre Liebe erzeigen können.

Nicht zuletzt empfehlen Wir dich selbst, Verehrter Bruder, und die Gemeinschaft deiner Gläubigen der Fürsprache der Allerseligsten Jungfrau Maria, erflehen für euch das Licht des Heiligen Geistes und ermuntern dich zugleich, mit väterlicher Liebe das dir anvertraute Volk in Treue und glühender Hingabe mit der Speise des Evangeliums zu nähren.

Gegeben zu Rom, am Lateran, am 9. Dezember des Jahres des Herrn 2023, im 11. Jahr Unseres Pontifikats.

Papst FRANZISKUS